Ökumenische Schöpfungszeit mit Gottesdienst eröffnet

Dialogpredigt Piper und Losinger vor Denzelkapelle
Bildrechte Nicolas Schnall / pba

Rund 200 Gläubige haben sich an diesem Sonntagabend zum Eröffnungsgottesdienst der Ökumenischen Schöpfungszeit zwischen Fahrradweg und Flurstücken, Baumgruppen und Baggersee versammelt. Die Feier an einer der sieben Weg-Kapellen der Denzel-Stiftung in Gundelfingen-Peterswörth (Dekanat Neu-Ulm) stand heuer unter dem Motto: „Damit Ströme lebendigen Wassers fließen“. Sie wurde geleitet vom rumänisch-orthodoxen Erzbischof Dr. Serafim Joantă, dem evangelischen Regionalbischof Axel Piper und Weihbischof Dr. Dr. Anton Losinger.

In ihrer Dialogpredigt hoben Regionalbischof Piper und Weihbischof Losinger die Bedeutung des Wassers für gelingendes Leben hervor. Seit Anfang der Schöpfung der Menschheit sei es lebensspendende Macht und werde in allen Kulturen als Lebensbringer besungen, so Regionalbischof Piper. Umso verwunderlicher erscheine es, dass sich in den Industrienationen Knappheit für gesundes Trinkwasser aufgrund selbstverursachter Wasserverschmutzung abzeichne, betonte Weihbischof Losinger. Mehr Wasserpipelines und weniger Ölpipelines sei für so manche Regierung das Gebot der Stunde. Dabei habe schon die Bibel in eindringlichen Bildern von der Wirkweise schlechten Wassers gesprochen, so der Weihbischof.

„Das Wasser soll uns zum Leben dienen und nicht vernichten, griff wiederum Regionalbischof Piper auf die biblischen Beispiele zurück und erinnerte an die jüngste Flutkatastrophe in vielen Teilen Deutschlands. Doch Menschen wollten mehr als nur den alltäglichen Durst stillen. „Sie wollen das Wasser des Lebens, das Elixier des ewigen Lebens. Menschen sind von Haus aus religiös und erahnen, dass ihr innerer Mensch Durst nach dem Ewigen, nach Gott dem Schöpfer hat.“ Dieser Durst nach Gott und dessen Schöpfung sei da, wenn sich Menschen nach einem gelingenden Leben in der Zeit sehnen.

Ein Leben, das wir nicht für uns alleine leben, sondern das wir in Abhängigkeit von einander und der Umwelt „in einem gemeinsamen Haus“, führen, wie es Papst Franziskus in seiner Enzyklika „Laudato si“ formuliert, führte Weihbischof Losinger aus. Beispielhaft für gelingendes Leben verwies der Papst darin auf den heiligen Franz von Assisi: „Ich glaube, dass Franziskus das Beispiel schlechthin für die Achtsamkeit gegenüber dem Schwachen und für eine froh und authentisch gelebte ganzheitliche Ökologie ist.“ Aber auch das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Brunnen stelle für den Weihbischof exemplarisch dar, wie die Frage nach dem Wasser zu Gott als Quelle des Lebens führt. „Jesus verdeutlicht Menschen, dass Gottes Kraft sie durchs Leben trägt und ihnen dabei hilft, das Schwere des Lebens zu meistern.

Im Anschluss an die Predigt vollzog Erzbischof Dr. Serafim Joantă, das Oberhaupt der Rumänisch-Orthodoxen Metropolie für Deutschland, Zentral- und Nordeuropa, eine in der Orthodoxie traditionelle Wassersegnung. Hinter der Kapelle befindet sich Altwaaserarm, in den er ein hölzernes Kreuz dreimal hinein versenkte und wieder nach oben zog. Nach den Fürbitten und dem gemeinsamen Vater Unser spendeten die drei Bischöfe zusammen den aaronitischen Segen.

Bereits zu Beginn des Gottesdienstes richtete neben Dekanin Christine Schürmann als Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Bayern auch Gundelfingens Stadtpfarrer Dekan Johannes Schaufler  Grußworte an die versammelten Gottesdienstteilnehmer. Bei aller Naturliebe und Freude über die Besonderheit der diesjährigen Schöpfungszeit spüre sie heuer „die Zerrissenheit im Blick auf die notwendige Bewahrung der Schöpfung und der zeitgleichen Erkenntnis des Scheiterns sehr schmerzhaft“, so Dekanin Schürmann. Bußhaltung und Hoffnungshaltung seien für sie die daraus folgenden Aspekte: Da ist einerseits das Senken des Hauptes vor der Schuld des bisherigen Versagens und des voraussichtlich künftigen Scheiterns, andererseits bleibt aber auch die Hoffnung, dass Gott seine Zusage hält und seine Schöpfung bewahrt trotz aller menschlichen Unzulänglichkeiten.

Bevor sich die drei Bischöfe zum Schluss ins Goldene Buch der Stadt richteten Gundelfingens Bürgermeisterin Miriam Gruß und der Dillinger Landrat Leo Schrell Grußworte an die anwesenden Gäste. „Der Tag der Schöpfung soll ein Fest der Freude, des Wahrnehmens und des Staunens sein.“ Da böte sich dieser Ort, diese Kapelle, geradezu an, um diesen Schöpfungstag zu zelebrieren. „Wir Menschen haben die Chance, Augen, Ohren und alle Sinne für Gottes Schöpfung zu öffnen und so den Geheimnissen des Lebens neu auf die Spur zu kommen.“ Die Schöpfung Gottes, die beeindruckende Natur, und die Schöpfung des Architekten Hans Engel, diese offen gestaltete, kreuzförmige Kapelle lasse uns erfreuen, wahrnehmen und staunen zugleich, so Bürgermeisterin Gruß. Landrat Schrell sprach mahnende Worte hinsichtlich unseres Umgangs mit der Schöpfung im Allgemeinen und dem Wasser im Speziellen. Die Ökumenische Schöpfungszeit fordere dazu heraus, der Schöpfung über den heutigen Tag hinaus, eine laute und unüberhörbare Stimme zu geben, um ihren Erhalt zu ringen und für ihre Bewahrung einzutreten. „Wir alle stehen in der Verantwortung, dafür Sorge zu tragen, dass die ‚Ströme des lebendigen Wassers‛ weiter fließen.

Musikalisch gestaltet wurde der Schöpfungsgottesdienst vom Nördlinger Bachtrompeten Ensemble unter der Leitung von Rainer Hauf, das neben traditionellen Kirchenliedern abschließend auch jazzige Töne einstreute und damit einen Schöpfungsgottesdienst ausklingen ließ, bei dem sich der Spätsommer von seiner besten Seite zeigte.