Weihnachten findet 2020 anders statt und geht trotzdem zu Herzen

Regionalbischof Piper im Lutherrock für Bücherregal
Bildrechte KK Augsburg; Foto: U. Wagner

Im Hinblick auf die aktuellen Verschärfungen der Corona-Schutzmaßnahmen wandte sich Regionalbischof Axel Piper heute an die kirchlichen
Mitarbeitenden:

„Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kolleginnen und Kollegen,

es war ein intensives Ringen und Abwägen seit Sonntagnachmittag, im Landeskirchenrat, in der Konferenz der Dekaninnen und Dekane, unter den Regional-bischöfinnen und -bischöfen, im direkten Kontakt mit Menschen aus unseren Gemeinden und dann auch in intensiven Gesprächen mit der Staatsregierung.Wie handeln und entscheiden wir unter den gegebenen Bedingungen verantwortlich: Vor unserem Auftrag als Kirche und als Akteure in der Gesellschaft?

Eben haben wir uns im Landeskirchenrat auf folgende Erklärung verständigt:

 

Gottesdienste in Bayern am Heiligen Abend

In der evangelischen Kirche in Bayern werden am Heiligen Abend viele Gottes-dienste gefeiert werden – alle im Rahmen der staatlichen Bestimmungen und den erforderlichen Schutzkonzepten. Darüber freuen wir uns alle.

Die Bayerische Staatsregierung hat bekannt gegeben, dass die strikte Ausgangs-sperre ab 21:00 Uhr auch am Heiligabend gelten soll. Damit müssen die Christ-metten und Christvespern, die später stattfinden, abgesagt werden. Das ist für mich ein notwendiger Eingriff. Als Teil einer großen Kraftanstrengung, in der wir alle zusammenhelfen, nehmen wir als Kirche dies hin, um auf die Herausforderungen der Pandemie mit wirksamen Mitteln verantwortlich zu reagieren. Viele Menschen müssen massive Einschränkungen hinnehmen, die sehr weh tun und die Existenz gefährden. Sie brauchen Stärkung und Hoffnung. Deswegen ist die Weihnachtsbotschaft gerade jetzt so wichtig. Denn im Kern ist sie die größte authentischste Hoffnungsbotschaft, die ich kenne.

„Jenseits aller Einschränkungen, auf die wir uns bei den Weihnachtsgottesdiensten einstellen müssen, steht fest: die Weihnachtsbotschaft wird ihren Weg in unsere Herzen finden“, so Landesbischof Dr. Heinrich Bedford-Strohm.

Seit Wochen und Monaten wird intensiv daran gearbeitet, wie Weihnachten 2020 gefeiert werden kann. Die Weihnachtsgottesdienste werden auf vielen Kanälen stattfinden, digital, gestreamt, per Youtube, im Fernsehen, als Gottesdienst To-Go, mit liebevoll vorbereiteten Angeboten, im kleinen oder ganz kleinen Hausstand. Natürlich wird auch mit vielen, sorgfältig vorbereiteten Präsenzgottesdiensten gefeiert in großen und kleinen Kirchen, oft drinnen, manchmal im Freien – immer im Rahmen der staatlichen Vorgaben und mit einem guten und erprobten Hygiene- und Schutzkonzept. Anmeldungen am Heiligen Abend gehören unter den gegebenen Umständen mit dazu.

Im Lichte dieser bewährten und nachgeschärften Schutzmaßnahmen ist das Feiern dieser Gottesdienste verantwortbar. Alle Maßnahmen werden zusammen mit dem umsichtigen Verhalten der Gottesdienstbesucher*Innen dafür sorgen, dass auch dieses besondere und andere Weihnachten für viele Menschen zur Kraftquelle wird.

Der Wille zur Eindämmung des Virus ist in diesem Jahr für mich Teil des Weih-nachtsfestes und seiner Botschaft. Denn die Botschaft von Liebe und Hoffnung wird darin konkret, dass wir Rücksicht aufeinander nehmen und dadurch Leben schützen.

Sicherheit und Bewahrung der Gesundheit stehen im Ringen um einen zu verantwortenden Weg in diesen Herausforderungen nicht im Gegensatz zur Sehn-sucht und dem Bedürfnis vieler Menschen nach einer gottesdienstlich gestalteten Zeit am Heiligen Abend. Die Besinnung, das Hinhören auf den Sinn und die Botschaft des Weihnachtsfestes in den Gottesdiensten sind in ihrer Form in diesem Jahr der sichtbare Kompromiss dafür.

Dort wo guter Kompromiss nicht gelingen kann, oder als nicht verantwortbar ein-geschätzt wird, werden sicher Gottesdienste abgesagt werden müssen, wie auch das gemeinsame Einläuten von Weihnachten mit Bischof Bertram Meier am Helmut-Haller-Platz.

Wichtig wird es dabei sein, dass die jeweils vor Ort gefundene Entscheidung dann so formuliert ist, dass sie damit nicht anders getroffene Entscheidungen als unverantwortbar angreift.

Noch einmal deutlich gesagt: Wenn durch die Ausgangssperre ab 21:00 Uhr die Christmetten früher am Abend gefeiert oder auch abgesagt werden müssen, gehört das für mich zu den Konsequenzen des Abwägens und deshalb respektiere ich die strikte Ausgangssperre auch für unsere Gottesdienste und nehme sie hin.

Es ist wirklich schade, wenn manche der wirklich großartigen Ideen der letzten Wochen sich jetzt nicht mehr umsetzen lassen. Aber dennoch verstummen wir als Kirche nicht.

Die Herausforderung besteht darin, schon im Vorfeld durch die verschiedenen Möglichkeiten der Anmeldung sicher zu stellen, dass es zu keinen Überfüllungen kommt.

Natürlich vermissen viele von uns das Singen der vertrauten Lieder, aber das be-deutet nicht, dass wir „O du fröhliche“ oder „Stille Nacht“ oder andere Lieblings-lieder nicht hören können – nur eben anders.

Ich weiß aus vielen Berichten und eigener Erfahrung, welche zusätzliche Belastung dies für viele Haupt- und Ehrenamtliche bedeutet. Ich danke allen herzlich, die sich dieser Herausforderung und Verantwortung stellen.“

 

Ihr Axel Piper
Regionalbischof